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Newsletter Nr 13
Liebe Interessierte, Freunde und Entpanzerte
Der Sommer ist für uns eine Zeit der Fülle. Reife Früchte, Sonne, üppiges Wachstum überall und das Gefühl von Wärme im Innen und Außen lassen uns Momente des Glücks erleben. Mich beschäftigt an diesem Sommeranfang gerade die Frage, wie und ob wir Glück im Leben eigentlich verstetigen können. Gibt es eine Art Rezept für ein glückliches Leben und wenn ja, was sind die Voraussetzungen dafür.
Der Dalai Lama spricht in seinem Hörbuch der Menschlichkeit immer wieder davon, dass jeder Mensch den Drang hat, Glück zu suchen und Leid zu vermeiden. Gleichzeitig gibt es aber sehr viel persönliches Leid, das nicht auf realen Bedrohungen für Leib und Leben beruht, sondern eher von innen zu kommen scheint. In meiner Praxis stoße ich fast jeden Tag auf diese Art von Kummer und Leid, und ich frage mich, was wirkt da eigentlich jenseits der individuellen Geschichte?
In den entwickelten Ländern geht mit dem allgemeinen Reichtum eine zunehmende Unabhängigkeit von menschlichen Kontakten einher. Menschen in den entwickelten Nationen haben jeder alles selbst, vom Auto über die Bohrmaschine bis hin zur Lebensversicherung etc. Der Wunsch dahinter ist Unabhängigkeit. Alte Leute sagen heute, „ich will den Kindern oder der Gesellschaft nicht zur Last fallen, wenn ich nicht mehr kann“, und wir alle finden das wunderbar reif und selbstlos. Aber ist es das wirklich? Ist es nicht letztlich nur die Angst vor Ablehnung wenn wir nicht mehr fit und leistungsfähig sind? Ziehen wir uns nicht ihretwegen schon mal prophylaktisch zurück und entwickeln alle möglichen Strategien, um nur ja nicht abhängig von anderen zu werden? Dieses so unabhängige und selbstbestimmte Leben bringt uns in unseren stillen Momenten schon in der Blüte unserer vollen Kraft vielleicht manchmal zu der Frage, wofür bin ich eigentlich da? Wer braucht mich überhaupt und wen brauche ich? Es ist wie eine tiefe Verunsicherung, die die gesamte Gesellschaft durchzieht. Das zeigt sich auch in der Tendenz, sich aus Beziehungen immer wieder zu lösen, weil uns das Einschwingen auf ein von guten Kompromissen getragenes, gemeinsames Wohl zunehmend schwerer zu fallen scheint.
Es scheint im Zeitalter der „Lebensabschnittsgefährten“ manchmal fast so, als wären die anderen Menschen eher Störfaktoren als Bereicherungen für das persönliche Glück. Aus der Fülle unserer Möglichkeiten erwächst auch eine zunehmende Angst vor "falschen" Entscheidungen und davor, sich zu binden und festzulegen.
Wir tauschen also die Abhängigkeit von Menschen in unserer Umgebung gegen die isolierte Unabhängigkeit die mit technischem und materiellem Reichtum zu kaufen ist. Woher kommt dann aber die große Angst vor der Zukunft, die so viele Zeitgenossen umtreibt und uns immer noch eine Versicherung gegen dieses oder jenes potentielle Disaster abschliessen lässt?
Ein weiterer Aspekt in diesem Zusammenhang ist das Übermass an Information und medialer Kommunikation, die uns zur Verfügung stehen. Oft sind wir so auf Daten fixiert, dass wir beginnen zu glauben, wir könnten die Welt verstehen und damit unsere Umstände unter Kontrolle halten. Mit zunehmendem Wissen scheinen wir immer kompetenter und unabhängiger zu werden, die digitalen Medien suggerieren uns Verbindungen, die wir im realen Leben gar nicht haben. Jeder kann sich heute im Internet über Aktienkäufe informieren, autodidaktisch Aquarellmalen oder Klavierspielen lernen und für unsere Freizeitgestaltung brauchen wir dank Videostream und Computerspielen auch schon lange niemand mehr. Wir sind reich, frei und unabhängig und - wir sind allein.
Wer spiegelt uns noch unsere Einzigartigkeit und wer sagt uns, dass wir etwas ganz Besonderes sind?
Die Australierin Bronnie Ware arbeitete als Palliativpflegerin und schrieb dann ein sehr bekannt gewordenes Buch „The Top Five Regrets of the Dying“
Die fünf Dinge, die Menschen am Ende Ihres Lebens am meisten bedauern:
"Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mein eigenes Leben zu leben"
"Ich wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet"
"Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, meine Gefühle auszudrücken"
"Ich wünschte mir, ich hätte den Kontakt zu meinen Freunden aufrechterhalten“
"Ich wünschte, ich hätte mir erlaubt, glücklicher zu sein"
Ich mache in meiner alltäglichen Umgebung eine kleine Umfrage: wie und wodurch entsteht für Dich Glück?
Mein grob zusammen gefasstes Ergebnis:
Glück entsteht da, wo wir für andere da sind und wo wir in unserer Einzigartigkeit gesehen werden. Es entsteht zwischen Menschen, zwischen Mensch und belebter Natur, in der kreativen und sinnlichen Beschäftigung mit Dingen, die wir mit anderen teilen und pflegen. Und für manche entsteht Glück auch im Austausch mit Gott, welchen Namen wir ihr/ihm auch immer geben.
Glück entsteht also in der Abhängigkeit von Anderen, im liebevollen und bewussten Austausch von Geben und Nehmen. Glück kommt mit der Angstfreiheit mit der ich mich auf andere einlassen kann und dabei das Risiko eingehe, verletzt zu werden oder Kummer und Verlust zu erleben. Denn, wie alles andere auch ist das Glück stetiger Veränderung unterworfen und muss immer neu erschaffen und erlebt werden. In letzter Konsequenz: Glück braucht Mut, den Mut wirklich am Leben teilzunehmen und sich zu verschenken mit den Stärken und Schwächen, die wir haben.
In diesem Sinne wünsche ich uns allen jetzt, wo wir leben und atmen einen glücklichen Sommer!
Mein besonderes Angebot
Prozessorientierte Körpertherapie Schnupperstunde:
Ein Kennlernangebot um diese Methode zur Auflösung der Körperpanzerung auszuprobieren
und eine erste Erfahrung zu machen.
Kosten 60 Euro für 1,5 Stunden
Und zum Abschluss meine aktuelle Literaturempfehlung
Wer sich Zeit und Muße nehmen will, sich mit den oben formulierten Gedanken tiefergehend zu beschäftigen, dem möchte ich vom Dalai Lama „das Hörbuch der Menschlichkeit“ Teil 1 bis 3 empfehlen. Er spricht darin über die bedingte, d.h. abhängige Entstehung der Wirklichkeit, über die Ethik des Einzelnen und der Gesellschaft und natürlich über das Streben nach Glück. Die Tiefe und Komplexität der Gedanken ist inspirierend. Das Buch lenkt an der einen oder anderen Stelle vielleicht die Aufmerksamkeit auf Möglichkeiten der Verfeinerung unseres eigenen Charakters.
Vor allen Dingen hat mich beeindruckt, dass Glück nicht im isolierten Streben für mich selbst entstehen kann, sondern dauerhaft nur in der Anteilnahme an der uns umgebenden Wirklichkeit erlebbar wird.
mit sommerlichen Grüßen
Anke Mrosla